Interview zur Initiative Tierwohl

Kann die Initiative Tierwohl (ITW) für alle Beteiligten zu einem sinnvollen Standard werden? Und welche Alternativen gibt es jetzt schon?

Ein Interview mit Berndt Priebel, Einkaufsleiter und Fleischermeister mit Erfahrung aus 40 Jahren in der Branche.

 

Herr Priebel, können Sie uns kurz beschreiben, wie der aktuelle Stand bei den Alternativen zur herkömmlichen Fleisch- und Wurstherstellung ist?

Berndt Priebel: Das Thema Tierwohl ist ja seit Jahren in aller Munde und der Bereich Veggie hat sich stark entwickelt. Dennoch finden wir neben der klassischen Fleisch- und Wurstherstellung immer mehr Produzenten, die das Thema Tierwohl auf unterschiedliche Weise angehen und damit durchaus sehr erfolgreich sind. Ob Bio, vegan, antibiotikafreie Aufzucht, genfreies Futter oder die Verwendung ausschließlich heimischer Tierrassen. Immer mehr Produzenten versuchen mit ihren Konzepten den Tieren mehr Respekt entgegenzubringen und trotzdem auch den Verbraucheransprüchen gerecht zu werden. Die Urform von allem ist und bleibt allerdings das heimische Wild – gesünder und mit mehr Tierwohl geht nicht.

 

Vor einiger Zeit wurde die Initiative Tierwohl (kurz ITW) gegründet. Wie funktioniert das System?

Berndt Priebel: Hier wird seitens des Handels versucht, die Erzeuger durch eine bessere Bezahlung dazu zu motivieren, die Ställe größer, lichtdurchfluteter und mit Spielzeug zu versehen. Jeder Erzeuger sowie alle in der Kette Handelnden müssen der ITW beitreten – der Viehhändler, Schlachter, Zerleger, Zwischenhändler und auch der LEH/ Discount sowie der Fleischer/Metzger. Das bedeutet, dass alle in dieser Kette zwingend auditiert werden und somit auch alle Rechnungen sowie Lieferscheine und Verkäufe offen darlegt werden müssen. Hierin sehe ich eine große Herausforderung gerade für die Metzgereien vor Ort.

 

Halten Sie das Thema ITW für Nagel sinnvoll und durchführbar?

Berndt Priebel: Einerseits sind unsere Fleischer ja bekannt dafür, dass sie ihre Tiere bei bekannten und regionalen Bauern kaufen und somit schon die Regionalität haben und das Tierwohl respektieren und fördern. Zudem investieren wir jetzt schon viel Zeit bei der Auswahl unserer Lieferanten und schauen uns die Betriebe und Ställe genau an. Auf der anderen Seite ist die ITW ein Schritt in die richtige Richtung, um eine einheitliche, transparente Regelung für alle zu schaffen. Wir bleiben bei dem Thema am Ball und verfolgen sehr genau die nächsten Schritte der Gesellschaft.

 

Gibt es Alternativen und welche setzt Nagel eventuell schon um?

Berndt Priebel: Da wären zum Beispiel Bauer Korte, der eine alternative Schweinehaltung betreibt und besonders gesundes, jodarmes und gentechnikfreies Schweinefleisch liefert. Oder auch der Anbauverbund Biopark in Mecklenburg-Vorpommern mit Geflügel, Rind und Kalbfleisch aus reiner Biohaltung. Die phina-Pute mit stressfreier Aufzucht und 18 % mehr Platz für die Tiere oder auch hier in Versmold die Firma Reinert mit der HerzensSache – Wurst aus antibiotikafreier Aufzucht und dem Engagement für mehr Tierwohl. Oder das bekannte “Kikok-Mais-Hähnchen“ von Borgmeier. Und nicht zuletzt unser eigenes Färsenprogramm mit hochwertigstem Fleisch aus dem Allgäu. Die Liste könnte ich aber durchaus auch noch weiter fortsetzen.

 

Im Einzelhandel springen viele auf den Zug “Regionalität” auf. Wie kann das Thema bei Nagel umgesetzt werden?

Berndt Priebel: Auch da arbeiten wir schon seit Jahren mit vielen regionalen Herstellern zusammen. Zudem haben wir den großen Vorteil, dass wir durch unsere deutschlandweiten Standorte überall mit regionalen Partnern zusammenarbeiten können. Kurze Wege beim Einkauf – kurze Wege bei der Auslieferung.

 

Immer mehr “nachhaltige” Siegel und Initiativen tauchen auf. Wie kann Nagel seinen Kunden da den Überblick verschaffen?

Berndt Priebel: So wie wir es immer schon gehalten haben: Sobald ein Produkt neu auf dem Markt ist, haben wir es eigentlich immer als erstes in unserem Programm und in den Katalogen. Wir möchten Ideengeber, Trendjäger und auch Ratgeber sowie der Informant für alle Belange sein. Wir haben im Einkauf nur Fachleute und einen Käsesommelier. Zudem sind alle unsere Berater im Innen- und Außendienst fachlich immer „up to date“. Daher können wir auch zu den diversen Siegeln und Initiativen gerne Auskunft erteilen.

 

Was empfehlen Sie Ihren Kunden?

Berndt Priebel: Unser Kunden sollen auf das Vertrauen der eigenen Kundschaft setzen und diese darin bestärken, dass jedes Stück Fleisch, Wurst und Käse sein Geld in der Fleischerei/Metzgerei wert ist. Das bedingt aber auch, neue Trends und Produkte sowie möglichst viele regionale Produkte einzusetzen und diese in attraktiven Theken zu präsentieren. Wir im Fleischerhandwerk sind die Urform der Regionalität und des bäuerlichen Verkaufs. Bei uns schafft Mann/Frau noch mit Herz und Hand, wir sind nicht umsonst Meisterbetrieb. Mein Lehrmeister Josef Sagurna hat mir vor über 40 Jahren als Lehrling folgende Weisheit mit auf meinen Lebens- und Arbeitsweg gegeben: „Lehrling ist ein jeder man, ein Geselle ist, wer etwas kann ein Meister jedoch, der was ersann.“ Lassen Sie mich mit diesem Zitat enden.

 

Quelle der Grafiken:
Gesellschaft zur Förderung des Tierwohls in der Nutztierhaltung mbH

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